Was machen die in der Entwicklung?
Aus Sicht von uns in der Produktentwicklung staut sich gefüllt die Arbeit. Und die Kollegen fragen sich: „Was machen die eigentlich?“ Wie damit umgehen?
Kennst du die Situation? Du arbeitest und arbeitest, releast Neuerungen, Bugs werden gefixt, Kunden befragt, Daten analysiert, … und beim nächsten Gespräch mit Kollegen aus Business-Abteilungen oder über Hören-Sagen kommt die Frage:
Was machen die da eigentlich?
oder noch besser:
Und dafür habt ihr einen Monat gebraucht?
Uff, das sitzt dann! Mich hat es auch schon öfter erwischt. Früher habe ich es als Vorwurf aufgefasst und mir nur gedacht:
hast du ’ne Ahnung?
oder
was soll das jetzt eigentlich?
Jetzt bin ich weniger emotional. Ich habe gelernt, was hinter der Frage steckt:
oftmals ist es keine Ahnung und keine böse Absicht
eher selten ist gemeint „warum arbeitet ihr eigentlich genau daran?“
nicht selten hingegen „warum kann das Produkt nicht dies und das und warum baut ihr das nicht?“
Also widmen uns gleich mal allen drei Fragen und schauen uns an, wie du in der Situation jeweils damit umgehen kannst.

„Was macht ihr eigentlich?“
Oftmals steckt hinter dieser Frage einfach Unwissenheit oder Neugierde, und selten ist es als Vorwurf gemeint. Dennoch kann es frustrierend sein, damit konfrontiert zu werden. Deshalb habe ich ein paar Tipps für dich für solche Situationen:
Kommuniziere transparent
Ein wichtiger Aspekt ist eine offene und transparente Kommunikation. Sorge dafür, dass die Kollegen aus anderen Abteilungen über die Ziele, den Fortschritt und die Prioritäten deines Teams informiert sind. Regelmäßige Updates, beispielsweise in Form von Status-Meetings oder Newslettern, können dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und das Verständnis für eure Arbeit zu verbessern. Am meisten hat mir stets geholfen, immer Mantra-artig zu wiederholen, an welchem Kundenproblem wir arbeiten und wie eine etwaige Lösung das Business nach vorne bringen kann.
Teile das Wissen
Gebe deinen Kollegen die Möglichkeit, mehr über die Produktentwicklung zu erfahren! Biete Schulungen oder Workshops an, in denen du die Grundlagen erklärst und Einblicke in eure Arbeitsweise gibst. Ich persönlich habe es gemocht, unsere Miro-Boards zu zeigen und dabei zu erläutern, wo wir was und warum schreiben oder bewegen. Indem du dein Wissen teilt, kannst du das Verständnis für deine Arbeit fördern und möglicherweise sogar Interesse wecken.
Zeige die Mehrwerte deiner Arbeit auf
Manchmal ist es hilfreich, die konkreten Auswirkungen deiner Arbeit zu verdeutlichen. Präsentiere entweder selber oder im Wechsel mit Kollegen Fallstudien oder Erfolgsgeschichten, in denen ihr zeigt, wie eure vergangenen Produktinnovationen das Unternehmen vorangebracht haben. Auf diese Weise könnt ihr langsam aber stetig das Vertrauen von euren Kollegen zu manifestieren und verdeutlichen, dass eure Arbeit wichtig ist und einen echten Mehrwert für das Unternehmen bietet.
„Warum arbeitet ihr eigentlich genau daran?“
Diese Frage wird oft gestellt, wenn andere Abteilungen bestimmte Features oder Änderungen erwarten, die ihr jedoch nicht umsetzt. Es ist wichtig, diese Frage mit Bedacht zu beantworten, und zwar so, dass sich die Gründe für eure oder deine Entscheidungen dem Gegenüber bestenfalls von alleine erschließen. Hier sind einige Tipps, wie du damit umgehen kannst.
Klare Kommunikation der Prioritäten
Erkläre, welche Kriterien und Prioritäten du oder euer Team bei der Auswahl von Aufgaben und Zielen berücksichtigt. Zeige auf, dass ihr euch z. B. an den strategischen Zielen des Unternehmens orientiert oder eine bestimmte Geschäftsentwicklung befruchten wollt. Dass deshalb solche Wünsche und Anforderungen, die darauf nicht einzahlen, umgesetzt werden können, ist zwar nicht das, was das Gegenüber gerne hört, jedoch wird es ihm leichter fallen, das zu akzeptieren. Oder aber es fällt ihm ein valides Argument ein, warum sein Anliegen oder Idee doch wertvoll für das angestrebte Ziel ist. Zugegeben: Das passierte mir bisher so selten, dass ich mich an keine konkreten Fälle erinnern kann. Nur per se ausgeschlossen ist es nicht und das ist auch gut so!
Datenbasierte Entscheidungen
Nutze, wo immer es möglich ist, Daten und Analysen, um deine oder eure Entscheidungen zu untermauern. Zeige, dass eure Arbeit auf umfangreichen Recherchen, Benutzerfeedback und Erkenntnissen aus dem Markt basiert. Dadurch kannst du Vertrauen aufbauen und verdeutlichen, dass die Entscheidungen fundiert sind.
Übrigens sind Einzelstimmen von Kunden und Nutzern oder einzelne Beobachtungen ebenfalls Daten! Oftmals verstehen wir unter dem Begriff „Daten“ große Tabellen und Charts und Zahlen. Das ist jedoch bei weitem nicht immer gegeben. Nutze also jegliche Form von Daten, die du hast!
„Warum kann das Produkt nicht dies und das und warum baut ihr das nicht?“
Abschließend zur Frage „Warum kann das Produkt nicht dies und das und warum baut ihr das nicht?“. Diese Frage bezieht sich oft auf spezifische Funktionen oder Verbesserungen, die von den Kollegen erwartet werden, aber nicht auf deiner aktuellen Roadmap enthalten sind. Hier sind einige Empfehlungen, wie du darauf reagieren kannst:
Erkläre eure Roadmap
Teile eure Produkt-Roadmap mit den Führungskräften und Multiplikatoren anderer Abteilungen und erkläre, welche Ziele ihr verfolgt. Falls bereits spruchreif und sinnvoll zu nennen, erkläre auch die Features und Entwicklungen, die ihr bereits geplant habt. Erläutere dabei die Gründe hinter den Entscheidungen und Priorisierungen. Durch eine transparente Kommunikation können die Kollegen besser verstehen, welche Projekte gerade im Fokus stehen und warum andere Anforderungen noch nicht berücksichtigt werden können.
Betone den Wert der bestehenden Funktionen
Mache deutlich, welche Vorteile und Mehrwerte in eurem Produkt bereits vorhanden sind. Zeige auf, wie diese Funktionen den Nutzern helfen und welche positiven Auswirkungen sie auf das Unternehmen haben. Manchmal können die Kollegen die bereits vorhandenen Stärken eures Produkts übersehen oder unterschätzen, daher ist es wichtig, diese Aspekte in Erinnerung zu rufen.
Schaffe Verständnis für Notwendigkeit zu priorisieren
Erkläre den Kollegen, dass Ressourcen und Kapazitäten begrenzt sind und dass ihr Entscheidungen treffen müsst, um eure Prioritäten umzusetzen. Verdeutliche, dass die Produktentwicklung Zeit, Arbeit und Ressourcen erfordert und dass nicht alle Anforderungen sofort erfüllt werden können. Eine klare Kommunikation über diese Beschränkungen kann dazu beitragen, realistische Erwartungen zu schaffen.
Ich persönlich wähle gerne die Analogie des Return on Invests. Ich erkläre, dass der wirtschaftliche Aspekt hinter meinen Prio-Entscheidungen darauf liegt, das Verhältnis zwischen dem erwarteten Nutzen (=Return) unseres Arbeitseinsatzes für ein bestimmtes Thema (=Invest) zu maximieren. Sobald ich merke, dass es einleuchtet, erkläre ich, dass wir grundsätzlich immer in der Lage sind für ein bestimmtes Vorhaben den Invest grob abzuschätzen. Und dann bitte ich mein Gegenüber darum, mir zu helfen, den erwarteten Return aus seinem Anliegen zu ermitteln. Das hat dann zwei Effekte:
das Gegenüber erkennt, dass es womöglich gar keinen quantifizierbaren wirtschaftlichen Nutzen gibt;
das Gegenüber greift den Gedankengang auf und wird versuchen, einen Nutzen zu ermitteln.
Beides ein wertvolles Ergebnis.
Suche also den Dialog mit den Kollegen aus anderen Abteilungen, um ihre Blickwinkel und Erwartungen besser zu verstehen. Durch eine enge Zusammenarbeit kannst du gemeinsam Lösungen finden. Und als Produktmenschen ist es unsere Aufgabe, unsere Arbeitsweise und Entscheidungsprozesse transparent zu machen, um das Verständnis und die Akzeptanz zu fördern. Es ist nicht die Aufgabe der anderen, es zu wissen.
Fazit
Abschließend möchte ich dich ermutigen:
Sei offen und respektvoll im Umgang mit Fragen und Anliegen der Kollegen. Erkläre deine Arbeit transparent, um Vertrauen zu stärken.
Pflege eine Kultur des Verständnisses und der Zusammenarbeit
So wird es euch gelingen, gemeinsam daran zu arbeiten, großartige Produkte zu entwickeln und erfolgreich auf den Markt zu bringen.
Und wenn es doch mal jemanden gibt, der aus schlechter Laune dich vorwurfsvoll fragt oder schlechte Stimmung verbreitet, dann mach’s wie es die Ärzte empfehlen:
Bleib freundlich und sag’ nix, das ärgert sie am meisten!
Also, bleib dran & mach einfach!
Alexej
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